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Foto: Michael Hofmann

29.06.2025

Skulptureninstallation und Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“, Eisingen

„Die Wirklichkeit, von der wir sprechen können, ist nie die Wirklichkeit an sich."
Werner Heisenberg

Ob Malerei oder Skulptureninstallation im öffentlichen Raum: Der deutsche Konzeptkünstler Ottmar Hörl entwickelt seine Werke immer aus einer bestimmten Konsequenz heraus. Er erfindet neue Methoden, überschreitet Grenzen und zielt auf Erkenntnisgewinn sowie die transformierende Wirkungskraft der Kunst. Dabei ist er stets fundamentalen Fragen von Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft und Natur auf der Spur: „Ich male ja nicht aus Vergnügen. Ich male nur dann ein Bild, wenn ich der Meinung bin, ich habe mit Malerei auch etwas über Malerei zu sagen", betont Hörl.
Nun haben Sonja Edle von Hoeßle und Herbert Mehler den Künstler eingeladen, vom 29. Juni bis 27. Juli 2025 im „Erbachshof Art-Project" in Eisingen bei Würzburg ausgewählte Werke zu präsentieren. Nach Ausstellungen in der Galerie Obrist in Essen, im Kunstmuseum Celle und in der Gesellschaft der Freunde junger Kunst Baden-Baden sind daher erstmals in Bayern etwa 20 Arbeiten von Hörls neuer malerischer Werkserie der „Heisenberg Paraphrasen" sowie eine der temporären Skulpturen-Installationen ausgestellt. Sonja Edle von Hoeßle und Herbert Mehler sind beide Metallbildhauer und arbeiten mit Stahl und Cortenstahl. In dem weitläufigen, über einen Hektar großen Skulpturenpark sind die Werke des Künstlerpaares zusammen mit der Installation von Ottmar Hörl zu sehen.

Hörls Gesamtwerk ist interdisziplinär, vielschichtig. Es umfasst unterschiedlichste Kunstgattungen, darunter die Malerei. Die Wahrnehmung an sich sowie die Betrachtung und Wahrnehmung von Kunst sind hier immer wieder ein Thema. Unsere Vorstellungskraft wird bis an die Grenzen des Vorstellbaren herausgefordert.. Mit den „Heisenberg-Paraphrasen" (2025) ist Hörl der Unschärferelation der Quantenwelt auf der Spur, schafft eine Metapher für das Unvorstellbare, das Unfassbare, eine Metapher für eine Welt und Wirklichkeit, die uns letztlich in ihren tiefsten Dimensionen ein Rätsel bleibt, verborgen bleibt und dennoch immer wieder staunen lässt. Hörl eröffnet uns den Blick in ein komplexes Feld verschiedener Realitätsebenen – den Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Kunst.

Zu sehen ist Malerei, Acryl auf Leinwand, in einem monochromen, angenehm kühlen Grün unterschiedlicher Pigmentdichte von Hell- bis Tiefdunkelgrün. Kontraste zwischen dichten und lichten Bereichen erzeugen Intensität und Tiefe. Die Farbe entfaltet sich überwiegend frei über die gesamte Bildfläche, scheinbar teilweise dem Zufall überlassen, teilweise kontrolliert. Unser Blick wird durch den fließenden Verlauf der Verästelungen gelenkt, er wandert immer wieder in der Fläche umher. In der Regel gibt es keine zentrale Form oder eindeutige Strukturen, vielmehr amorphe Verdichtungen, Verzweigungen, die sich vernetzen, sich wieder auflösen oder dunkle Farblachen unterschiedlichen Formats bilden. So entwickelt sich das Bildgeschehen als rhythmische Wechselwirkung aus Fließen und Erstarren, aus Bewegung und Struktur. Dadurch wirken die Bilder einerseits ephemer, andererseits dynamisch und geheimnisvoll. Es entsteht ein Bildfeld, das sowohl an biologische Wachstumsformen wie auch an physikalische Prozesse denken lässt: Kristallisation, Strömung, Verdichtung und Zerfall. Dabei bleiben die Bilder radikal gegenstandslos. Obwohl sie aufgrund mancher Struktur vielleicht auch an Unterwasserlandschaften oder Wolkenformationen denken lassen, verweisen sie nicht auf ein Abbild, sondern auf einen Zustand: das Sichtbarmachen des Unfassbaren, der sichtbar gewordene Prozess als Resultat physikalischer Bedingungen, die Momentaufnahme eines instabilen Gleichgewichts. Die Arbeiten sprechen von einer Welt, in der nichts absolut ist, sondern relational fluktuierend.

In Hörls „Heisenberg-Paraphrasen" offenbart sich die Malerei als ein Modell für Erkenntnis ebenso wie für die Erkenntnis von Erkenntnisgrenzen, als eine visuelle Paraphrase physikalischer Prinzipien. Heisenbergs Unschärferelation, die besagt, dass bestimmte Eigenschaften eines Teilchens nicht gleichzeitig exakt bestimmbar sind, findet hier eine visuelles Äquivalent. Die Kompositionen sind offene Systeme, die uns als Betrachtende in einen Prozess des Wahrnehmens und Hinterfragens mit hineinnehmen. So erinnern sie uns daran, dass Erkenntnis manchmal an der Stelle beginnt, an der sie sich entzieht. Hörls „Heisenberg-Paraphrasen" sind somit Entsprechungen einer Welt, in der Gewissheit Illusion ist.

Des Weiteren hat Hörl für das „Erbachshof Art-Project" eine temporäre Skulptureninstallation mit seriellen Figuren realisiert. Einmal mehr zeigt sich in diesen Skulpturenkonzepten, die explizit für den öffentlichen Raum entwickelt wurden, Hörls Konsequenz. Seiner künstlerischen Haltung entsprechend, erfordert der öffentliche Raum – ein Raum, der allen Menschen zur Verfügung steht – „eine Sprache, die möglichst viele Menschen verstehen." Man müsse folglich „als Künstler begreifen, dass der öffentliche Raum kein erweiterter Museums- oder Galerieraum sein kann", so Hörl. Resultat dieser Erkenntnis ist die Entwicklung eines speziellen Kunstkonzepts, das einen Unterschied macht, das wirkt und in gewisser Weise auch singulär ist. Bis heute erreicht Hörl damit weltweit unzählige Menschen aller Generationen, inspiriert, bringt sie mit Kunst in Berührung und miteinander ins Gespräch. So hat Hörl die Demokratisierung von Skulptur auf Basis des seriellen Prinzips realisiert und Debatten zu vielschichtigen Themen angeregt, wie beispielsweise zu Fragen: Werden wir unseren Planeten eines Tages verlassen? Und wie gehen wir um mit Fremdheit, mit dem unbekannten Terrain?

„Zwischen Himmel & Erde" lautet der Titel der Installation in Eisingen – ein Titel, der auch an das berühmte Zitat von William Shakespeare in „Hamlet" denken lässt. Wir begegnen hier nun Astronautenwesen, die ihre Raumschiffe verlassen haben und den Kontakt zu uns Besucherinnen und Besuchern aufnehmen, indem sie die rechte Hand freundlich zum Gruß ausstrecken. Gleichzeitig erobern schwarze Maulwürfe, die aus dem Erdreich nach oben auftauchen, den Raum, indem sie zahlreiche Maulwurfshügel hinterlassen. Sowohl Maulwürfe als auch Astronauten gelten als Entdecker „fremder Welten", als Pioniere unbekannter Territorien: Die einen graben sich durch das dunkle Erdreich, die anderen erkunden die unendlichen Weiten des Weltalls. Beide bewegen sich in Umgebungen, die für die Menschheit an sich eher ungewohnt, lebensfeindlich und unzugänglich sind. Beide existieren in Räumen, die sich von unserer alltäglichen Erfahrung extrem unterscheiden: Der Astronaut erlebt dabei das Gefühl der Schwerelosigkeit und eine neue Perspektive auf unseren Planeten. Der Maulwurf kennt ebenfalls keine festen Horizonte unter der Erde. Während Maulwürfe eine Metapher für das Verborgene bilden, sind Astronauten ein Symbol für das Unerforschte am Himmel über uns, im Universum um uns herum. So erinnert Hörl mit dieser Installation nicht zuletzt daran, dass es noch viele Geheimnisse zwischen Himmel und Erde zu entdecken gibt.

Text: Eva Schickler M.A.

Der Text erscheint als Artikel in der Sommerausgabe des ARTMAPP Magazins.

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